top of page

Im Gespräch mit dem österreichischen Arzt Dr. Raimund Royer


Im Stadtviertel Gangnam der südkoreanischen Hauptstadt Seoul befindet sich auf mehrere Gebäude verteilt die Jaseng-Klinik, eine Fachklinik für traditionelle koreanische Medizin. Der Leiter der internationalen Abteilung der Klinik ist kein anderer als der österreichische Arzt Dr. Raimund Royer. Er sagt, die ausländischen Patienten der Klinik seien von der Wirkung der traditionellen koreanischen Medizin überzeugt, so dass die meisten Stammkunden werden. Aufgrund des großen Interesses, das in westlichen Gesellschaften den Nebenwirkungen verringernden alternativen Medizin zukommt, sei eindeutig festzustellen, dass es in der Welt einen gewaltigen potentiellen Markt gibt für Akupunktur und traditionelle Heilkunde. Am Anfang des mittlerweile über 20 Jahre währenden Koreaaufenthaltes des österreichischen Arztes stand das Interesse an der Kultur Asiens, das den Österreicher von damals bis heute begleitet. Zunächst studierte er asiatische Philosophie und setzte dann seinen Fuß in die Welt der traditionell koreanischen Medizin. Der sportbegeisterte Arzt lernte auch Taekwondo und praktiziert heute Chi-Gong und Meditation. Überhaupt scheint seine Lebensweise alles in allem viel koreanischer zu sein als die der meisten Koreaner, was auch daran zu sehen ist, dass er zu Hause mit seiner Familie koreanisches Essen isst und die koreanische Sprache fließend spricht. Weil ihm nicht nur wegen der Arbeit im Krankenhaus, sondern auch wegen Verbandsarbeit wenig Freizeit bleibt, hatte er wenig Gelegenheit, Korea zu bereisen, jedoch schwärmt er von der Schönheit des Jirisan-Berges, die ihn noch immer in der Erinnerung überwältigt. Selbst eine Reise zum Familienziel Nr. 1 in Korea, zur Insel Jejudo, ist ein Vorhaben, das er noch nicht in die Tat umgesetzt hat, sagt er mit einem Lächeln. Als das Gespräch auf die Lage der traditionellen koreanischen Medizin kommt, verfinstert sich sein Gesicht. Zwar sei eindeutig, dass die koreanische Medizin ausgezeichnet und einzigartig ist, doch aufgrund fehlender Bemühungen zeige die traditionelle Heilkunst in seinen Augen schon seit langer Zeit ein viel zu schwaches Profil. Da nicht nur Koreaner, sondern alle Menschen die gleichen Akupunkturpunkte aufweisen und über den gleichen Körperaufbau verfügen, könnte die traditionelle koreanische Heilkunst eine Heilkunst für alle Menschen sein. Doch obwohl weltweit ein großes Interesse an traditionellen Heilkünsten Asiens besteht, ist die koreanische Heilkunst international bisher kaum bekannt. Zwar basiert die koreanische Heilkunst wie auch die traditionell chinesische Medizin auf Akupunktur und Kräuterheilkunde, jedoch ist die koreanische von dieser verschieden und sollte nicht als ein Teil der chinesischen Heilkunst angesehen werden. Derzeit ist es allerdings noch so, dass wenn im Westen von asiatischer Heilkunst gesprochen wird, fast immer nur die chinesische Medizin gemeint ist und die traditionelle koreanische Medizin noch so gut wie unbekannt ist. Aus diesem Grunde macht sich Dr. Royer vor allem für die Internationalisierung der traditionellen koreanischen Medizin stark. Die Verbreitung der koreanischen Medizin sei nicht nur Aufgabe der koreanischen Mediziner, sondern auch eine wichtige Aufgabe auf nationaler Ebene. Durch konstante Bemühungen wurde ein Bewusstsein der Problematik erreicht, so dass die koreanische Regierung sich nun darum bemüht, dass im Jahr 2013 zum 400. Jahrestag der Veröffentlichung des berühmten Buches „Thesaurus der östlichen Medizin“ des koreanischen Arztes Heo Jun eben dieses Buch ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen wird. Doch für die Internationalisierung der traditionellen Medizin, so Dr. Royer, sei auch die Ausbildung von Spezialisten und weitere Bemühungen der Fachwelt und auch der koreanischen Regierung nötig, deren essentielle finanzielle Hilfe akut nötig sei. Er hat die Hoffnung, dass diese Chance wahrgenommen und die traditionelle koreanische Heilkunst weltweit bekannt gemacht wird, so dass auch Menschen außerhalb von Korea durch Methoden der koreanischen Heilkunst geholfen werden kann. Aus diesem Grunde ist er im Jahr 2006 von der Inhan-Klinik in Gangnam zur Jaseng-Klinik gewechselt, die sich für die Verbreitung der koreanischen Medizin einsetzt und mit diesem Ziel eine internationale Abteilung eingerichtet hat. Er selbst nimmt in diesem Prozess eine wichtige Rolle ein und mobilisiert alle seine Kräfte, um die traditionelle koreanische Medizin weltweit bekannt zu machen.

– Dr. Raimund Royer – Leiter der internationalen Abteilung der Jaseng-Klinik Leiter der Inhan-Klinik in Gangnam, Seoul Graduierter der Medizinischen Universität in Daegu 2001-2002: Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit im Koreajahr Direktor der Internationalen Vereinigung für Östliche Medizin (ICOM) Öffentlichkeitsbeauftragter der Koreanischen Ärztevereinigung Direktor der Internationalen Akupunkturvereinigung

bottom of page